Trotz milden Winters sind die Meßstetter Salzberge schon mächtig geschrumpft

Der Winter 2023/24 gibt sich bislang sehr zurückhaltend. Abgesehen von zwei Wochen Anfang Dezember, wo es teilweise sehr heftig schneite und die weiße Pracht auch satt liegen blieb, ist die kalte Jahreszeit in unseren Breiten nicht im Sinne der Skifahrer. Dafür freut's die Autofahrer. Ebenso den städtischen Winterdienst in Meßstetten. Trotzdem hatte die Mannschaft um Bauhof-Leiter Michael Mayer alle Hände voll zu tun und 400 Tonnen Salz gestreut.

Auf vier Schultern im Bauhof verteilt sich der sogenannte Erkennungsdienst in Meßstetten. Für Langschläfer wäre diese Aufgabe nichts, denn der Wecker klingelt früh für diese Bauhof-Mannen. Sehr früh sogar. „Die Kollegen und ich überprüfen ab zirka drei Uhr morgens den Zustand der Straßen in der Kernstadt und in den Stadtteilen“, erklärt Michael Mayer. Hat es geschneit? Wie viel hat es geschneit? Wie viel Schnee wird in den kommenden Stunden erwartet? Ist es glatt und wo? Anhand dieser Fragen, die bei den erfahrenen Winterdienstlern wie ein Automatismus ablaufen und ruckzuck beantwortet sind, wird ad hoc entschieden, ob der Räumdienst aktiv wird und in welchem Ausmaß. „Je nach Lage können im gesamten Stadtgebiet bis zu 24 Fahrzeuge ausrücken“, sagt Mayer. Das sind aber nicht nur städtische Bedienstete mit den Unimogs und Kleintraktoren des Bauhofs, sondern auch Privatleute helfen mit. „In Meßstetten und den Teilorten gibt es viele, die einen Traktor oder Radlader mit Räumvorrichtung haben, die sind dann auch mit dabei“, freut sich Michael Mayer, dass der Meßstetter Winterdienst auf vielen tragenden Säulen steht.

Das muss er auch. Immerhin erstreckt sich Meßstetten mit seinen sechs Stadtteilen auf weiter Flur. Insgesamt sind es 85 Kilometer an innerörtlichen Straßen, welche vom Bauhof geräumt werden müssen. Landes- und Kreisstraßen, die zumeist die Stadtteile miteinander verbinden, fallen nicht in die Zuständigkeit der Stadt. Darum kümmert sich die in Lautlingen ansässige Straßenmeisterei des Landratsamtes. Was aber viele vergessen: Es sind ja nicht nur die Straßen, die von Schnee und Eis befreit werden müssen, sondern auch 80 Kilometer Wander- und Spazierwege, Bushaltestellen, öffentliche Parkplätze, Bürgersteige entlang städtischer Gebäude, Kirchen und Friedhöfe. „Ja, das ist eine ganze Menge“, weiß Michael Mayer. Und selbst wenn sich dieser Winter fürs Bauhof-Team und seine privaten Mitstreiter gnädig zeigt, so ist zumindest das Thema Glätte bei den frostigen Nächten immer ein Thema.

Gerade das Auf und Ab am Thermometer ist ein ausgewachsenes Problem. Manchmal schneit’s, dann regnet es wieder oder es taut. Dieser oft schwer vorhersehbare Wettermix sorgt bekanntlich gerne für nasse Straßen und die nächtlichen Minusgrade tun das Ihrige dazu, damit auf die Autofahrer spiegelglatte Straßen warten; meist frühmorgens, wenn viele zur Arbeit fahren müssen. Hier hilft nur salzen. So ist im Winter das weiße Gold, wie man Salz früher gerne bezeichnete, wirklich welches. Für die Bauhof-Mitarbeiter und uns alle, die wir uns an sauberen Straßen und Trottoirs erfreuen.

Damit Salz, genauer gesagt, Auftausalz (es hat noch einen Anteil kleiner Steinchen) in ausreichender Menge zur Verfügung steht, besitzt der Bauhof Meßstetten eine große Lagerhalle: 250, 100 und nochmals 250 Tonnen fassen die drei Kammern. Das Salz wird schon im Frühjahr oder Sommer bestellt. Denn, so weiß der sparsame Schwabe: „Da ist es natürlich viel günstiger, als wenn wir erst im Herbst oder gar Winter ordern würden“, sagt Michael Mayer. Je nach Marktpreis, der sich laufend ändert, kostet im Sommer eine Tonne Streusalz so grob 70 Euro brutto, im Winter locker das Doppelte. Weil Schwaben aber nicht nur sparsam, sondern manche von ihnen obendrein Cleverle sind, gehen diese sogar noch einen Schritt weiter. „Wir haben zudem einen Lagervertrag für 450 Tonnen beim Salzlieferanten“, erklärt Michael Mayer das Prinzip Vorratshaltung auf externem Gelände. Hier liegen also, reserviert für Meßstetten, 450.000 Kilo Auftausalz auf spontanen Abruf, und zwar innerhalb von 24 Stunden.

Sind die Salzberge im Meßstetter Bauhof schon deutlich geschrumpft, wird gleich vorsorglich aus dem externen Lager nachgeliefert. So auch in diesem Winter, wo bereits eine große Lastwagenladung ankam. Denn trotz der vergleichsweise frühlingshaften Temperaturen und wenig Schnee verbrauchte die Stadt Meßstetten in diesem Winter bereits 400 Tonnen Salz. „Das ist dem Blitzeis und den häufig glatten Straßen geschuldet“, verweist Mayer darauf, dass die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger einfach Vorrang habe, wenngleich man das Salzen nicht übertreibe.

Es gab schon andere Zeiten, als Salzen regelrecht verpönt war, und viele Kommunen wiesen mit Schildern wie „Sparsame Verwendung von Streusalz“ darauf hin. Entweder es wurde gar nicht gestreut oder statt Salz massenhaft Split auf den Straßen und Gehwegen ausgebracht. Das mag womöglich zweckerfüllend gewesen sein, aber die unschöne Bescherung dieser winterlichen Salz-Sparmaßnahme offenbarte sich im Frühling. Tonnen von Straßenkehricht mussten zeitraubend mit Kehrmaschinen wieder eingesammelt werden. Zum einen die Mühe, aber besonders schlimm: „Das ist nichts als extrem teurer Sondermüll“, kommentiert Michael Mayer. (VB)