Je 550 Euro: Mitarbeiter der Stadt Meßstetten spenden fürs SAPV-Team und das Frauenhaus Medien

 

Die Weihnachtsfeier der Stadtverwaltung Meßstetten ist nicht nur ein innerbetrieblich-geselliges Miteinander der rund 350 Beschäftigten, sondern zugleich eine adventliche Benefiz-Veranstaltung. Seit Jahren wird bewusst auf externe und zumeist kostspielige Unterhaltung verzichtet, stattdessen lieber Geld gesammelt und für einen guten Zweck gespendet. Am vergangenen Freitag war Scheckübergabe.

Der Personalrat der Stadtverwaltung hatte auch dieses Jahr wieder zwei besondere Sozialvereine im Auge, die eine äußerst wichtige Arbeit leisten und deshalb mit einer Spende unterstützt werden sollen: Zum einen den SAPV Hechingen. Die Abkürzung steht für spezialisierte ambulante Palliativversorgung, dessen Team an das Sozialwerk Hechingen angegliedert ist. Es betreut landkreisweit unheilbar kranke Menschen in ihren letzten Lebenstagen. Zum anderen das Frauenhaus Zollernalb, das von Gewalt betroffenen Frauen und deren Kindern eine Zuflucht bietet. Ferner beraten die dort beschäftigten Sozialarbeiterinnen Frauen in Not, auf Wunsch sogar anonym.

Das bei der Weihnachtsfeier aufgestellte Sparschwein wurde über den Abend hinweg immer draller, so dass unter dem Strich 1.100 Euro zusammenkamen. Das SAPV-Team und das Frauenhaus bekommen je die Hälfte. Vertreterinnen beider Institutionen stellten ihre Arbeit bei einem Treffen mit Bürgermeister Frank Schroft und der Personalratsvorsitzenden Nadine Geiger im Rathaus vor. Die Schilderungen machten sehr betroffen und so würdigte ein sichtlich beeindruckter Schultes: „Sie alle leisten eine sehr wertvolle Arbeit, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Im einen Fall geben sie Frauen einen Ort der Hoffnung; im anderen Fall sind es Todkranke, denen sie noch eine Zeitlang so gut es geht Lebensqualität schenken.“

Seit 2012 gibt es offiziell das SAPV-Team unter dem Dach des Sozialwerks Hechingen und Umgebung e.V.. Sieben ausgebildete Krankenschwestern und sieben Fachärzte für Onkologie aus dem gesamten Zollernalbkreis betreuen unheilbar kranke Menschen sowie Patienten mit schwerwiegender Symptomatik am Ende ihres Lebensweges. Nicht in einem eigenen Hospiz, sondern zu Hause in der gewohnten Umgebung oder im Pflegeheim. Gleichwohl arbeitet das SAPV-Team eng mit dem noch jungen Hospiz Johannes in Sigmaringen zusammen, das bekanntlich von den Landkreisen Sigmaringen und Zollernalb gemeinsam getragen wird. Unterstützt werden ebenso Angehörige, die einen todkranken Menschen betreuen. Das ganze Angebot gilt rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Wie sehr die Arbeit der SAPV-ler angenommen wird und in den zurückliegenden Jahren an Bedeutung gewonnen hat, zeigt ein Blick in die Statistik. „Wir haben einst mit 12 Patienten angefangen, im Jahr 2023 haben wir 564 Menschen betreut“, erzählt Irmgard Wössner, die zusammen mit ihrer Kollegin Sabrina Neher zur Spendenübergabe ins Meßstetter Rathaus gekommen war. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die SAPV-Mitarbeiterinnen nicht mit dem Tod eines ihrer Patienten konfrontiert sind. „Es waren an einem Wochenende sogar schon zehn Todesfälle“, erinnert sich Wössner und Sabrina Neher ergänzt: „Dabei sind das mitnichten nur alte Menschen, unser jüngster Patient war gerade einmal 18 Jahre alt.“ Bei so viel Leid in diesem psychisch äußerst fordernden Job rücken normale Alltagssorgen ganz schnell in den Hintergrund. „Man wird geerdet und begreift, was wirklich wichtig ist im Leben und wie gut es einem eigentlich geht“, beschreiben beide Frauen im Einklang.

Nicht minder aufrüttelnd und nervenaufreibend ist die Arbeit der fünf fest angestellten Sozialarbeiterinnen im Frauenhaus Zollernalbkreis. Wenn Mia, die seit vielen Jahren zum Team gehört, von ihren Erlebnissen mit hilfesuchenden Frauen samt Kindern erzählt, dann glaubt man zunächst nicht an Realität. Das ist wie im Fernseh-Krimi oder es sind Vorfälle, die sich in sozialen Brennpunkten ferner Großstädte abspielen. Weit gefehlt. Acht Frauen und zehn Kinder kann das Frauenhaus Zollernalbkreis aufnehmen. „Fast immer sind wir voll belegt und wir suchen bereits nach einem größeren Haus“, verdeutlicht Mia, wie präsent Gewalt gegen Frauen hier bei uns ist. Erstaunlich, dass davon alle Gesellschaftsschichten betroffen sind - vom Sozialfall über eine Polizisten-Gattin bis hin zur Arzt-Ehefrau. In der Vergangenheit waren es meist zwischen 25 und 30 Frauen, denen man ein sicheres Zuhause bot. Die meisten waren zwischen 25 und 35 Jahre alt und hatten Kinder mit dabei, vereinzelt waren sogar Rentnerinnen, die Hilfe im Frauenhaus suchten. „Sobald die Frauen bei uns sind, fällt eine große Last von ihnen ab, sie bauen schnell Vertrauen zu uns auf“, erzählt Mia und schildert sogar Tage von großer Freude. Dann beispielsweise, wenn gemeinsam ein Geburtstag gefeiert wird oder eine andere Aktion ansteht. Einfach ein wenig Lebensglück auf Zeit. 

Beide Vereine freuen sich immer über Spenden und bieten rund um die Uhr Hilfe für Betroffene an:

SAPV-Team Sozialwerk Hechingen und Umgebung e.V.
Weilheimer Straße 31, 72379 Hechingen, Telefon 07471 9848614
https://sozialwerk-hechingen.de, E-Mail: sapv@sozialwerk-hechingen.de
Sparkasse Zollernalb, IBAN DE61 6535 1260 0079 0233 00

Frauenhaus Zollernalbkreis - Frauen helfen Frauen e.V.
Postfach 100446, 72304 Balingen, Telefon 07433 8406
www.frauenhaus-zak.de, E-Mail:  info@frauenhaus-zak.de
Sparkasse Zollernalb, IBAN DE27 6535 1260 0077 1029 24