Gut angelegtes Geld: Meßstetten lässt sich die Schul- und Jugendsozialarbeit viel kosten

Schulsozialarbeit und Offene Jugendarbeit in der Kommune sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. Wie bedeutend diese Aufgaben auch in Meßstetten sind, zeigte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung, bei der die Jahresberichte 2023 Thema waren. Meßstetten tut viel für die jungen Leute. Aber ist es ausreichend? Immerhin investierte die Stadt 2023 summa summarum knapp 308.000 Euro in die Jugendarbeit, Fördergelder bereits abgezogen.

 

Miteinander den Wandel gestalten – so der Leitsatz 2024 des Diasporahauses Bietenhausen. Jenes gemeinnützigen Vereins, der sich federführend um die Jugendarbeit in Meßstetten kümmert, ob in den Schulen (seit 2003) oder in der Gemeinde (seit 1999). Und die Stadt Meßstetten als Partner oder besser gesagt Auftraggeber lässt sich diese Arbeit jährlich viel Geld kosten. Dass dieses aber gut angelegt ist und die Herausforderung „Wandel der Jugend“ nicht ohne soziale Investitionen vonstattengehen kann, das zeigte sich eindrücklich in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Groß war die Delegation des Diasporahauses, die im Großen Sitzungssaal des Rathauses einen detaillierten Einblick in ihre umfangreiche und vor allem auch sehr facettenreiche Arbeit gab: „Jahresbericht 2023 der Gemeinwesenorientierten offenen Jugend- und Schulsozialarbeit“ hieß der Tagesordnungspunkt ganz offiziell. Zunächst standen die Bildungseinrichtungen im Fokus. Hier berichteten Christina Müller für die Grundschule Hartheim/Heinstetten, Nadja Damang für die Matthias-Koch-Grundschule Tieringen mit Außenstelle Oberdigisheim, Ina Kästle-Müller und Carina Weier für die Burgschule und Wilhelm-Busch-Schule Meßstetten, Annica Lederer für die Realschule Meßstetten und Melanie Liedtke fürs Gymnasium Meßstetten.

Im Grunde waren die Berichte ähnlich strukturiert, wie ein roter Faden zogen sich die Schlagworte soziales Lernen, Einzelfallhilfe sowie Gruppenangebote und Projekte durch die Rückblicke 2023. Bei genauerem Hinschauen gibt es aber dann doch je nach Schulart und Stadtteil Unterschiede. So beschäftigten Mittel- und Oberschüler naturgemäß ganz andere Probleme als die Grundschüler. Geht es bei den Jüngsten noch darum, ein Wir-Gefühl zu entwickeln, um Streitschlichtung, die Beratung der Eltern oder beispielsweise um Ausflüge, so kommen bei den Älteren Themen wie Tabak, Alkohol und andere Drogen ins Spiel. Entsprechend sind Prävention und intensive Beratung der Jugendlichen an der Tagesordnung. Ebenso sind Gruppenarbeiten themenorientierter aufgestellt. Es geht um gegenseitigen Respekt, Ausgrenzung und Ängste. Mobbing, ob direkt oder virtuell auf Sozialen Medien, ist nicht nur im Fernsehen oder der Großstadt zu Hause, sondern auch in Meßstetten.

Wie in größeren Kommunen, so gilt auch für Meßstetten: Je städtischer die Struktur, desto mehr gibt es auch Probleme. Und entsprechend soziale Brennpunkte. Ein solcher ist die Wohnsiedlung Bueloch. Hier leben mittlerweile viele Flüchtlingsfamilien; rund 83 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Die damit einhergehenden sprachlichen Hürden führen zwangsläufig zu körperlichen Auseinandersetzungen. Denn, so wissen die Sozialarbeiter: Probleme können vielfach nicht verbal geregelt werden. Entsprechend intensiv ist der Betreuungseinsatz im Bueloch. „Das Bueloch ist mittlerweile ein sozialer Brennpunkt und wir müssen darauf achten, dass wir die Probleme nicht weiter keimen lassen“, konstatierte Bürgermeister Frank Schroft.

Nochmals kam das Bueloch im Rückblick von Daniel Klapper zur Sprache. Er skizzierte die Gemeinwesenorientierte Offene Jugendarbeit in Meßstetten, also fernab des Pausenhofs und Schulalltags. Auch Klapper bemühte den Begriff „Sozialer Brennpunkt“, zeigte aber auch auf, wie Jugendarbeit Abhilfe schaffen kann. So wird die Gruppe „Bueloch Spiel & Spaß“, im November 2022 etabliert unter dem Fokus der Gewaltprävention und Konfliktbewältigung, bestens angenommen. Das Programm umfasste sowohl sportliche Angebote als auch erlebnispädagogische Aktivitäten, Kochangebote sowie kreative Bastel- und Spielangebote. „Es ist im Prinzip fast egal, was wir machen, Hauptsache es läuft was“, umschreibt Klapper die Notwendigkeit.

Gleiches gilt für den „Offenen Treff im Jugendraum“. 30 bis 40 Kinder, so berichtete Klapper, verbringen hier regelmäßig den frühen Freitagabend. Der Jugendtreff in der Skistraße sei Rückzugsort und Schutzraum zugleich und die regelmäßigen Themenabende widmen sich dabei mitunter sehr anspruchsvollen Themen wie Antirassismus oder dem Vorbereiten eines „Tag der Demokratie“.

Dass es in Meßstetten nicht mehr ohne Schulsozialarbeit und nicht mehr ohne offene Jugendarbeit geht, darüber waren sich die Redner im Gemeinderat quer durch alle Fraktionen einig. Ins Spiel gebracht wurde aus der Mitte der Frauenliste sogar eine zusätzliche Sozialarbeiter-Stelle, vor allem fürs Bueloch, wo auch ein weiterer Betreuungsnachmittag angebracht wäre. Die Gesamtaufwendungen für die Jugendarbeit beliefen sich für die Stadt Meßstetten im vergangenen Jahr auf zirka 417.000 Euro. Zieht man davon noch Zuschüsse und Kostenersätze ab, verbleiben unter dem Strich immer noch fast 308.000 Euro. Allein bei der Schulsozialarbeit ging der Kostenanteil der Stadt aufgrund der Stellenerhöhungen rapide nach oben: von 133.600 Euro in 2022 auf fast 191.000 Euro in 2023.

Die exakten Kosten hatte Hauptamtsleiter Thomas Berg ermittelt und bereits in der Gemeinderatsvorlage detailliert aufgelistet: Für die Schulsozialarbeit an der Burgschule, der Wilhelm-Busch-Schule und der Grundschule Bueloch hat die Stadt im vergangenen Jahr 120.030 Euro, an Realschule und Gymnasium etwas über 75.203 Euro und an den Grundschulen Hartheim/Heinstetten und Tieringen/Oberdigisheim 37.451 Euro ausgegeben. Zuschüsse gab es vom Land (25.050 Euro) und vom Landkreis (16.700 Euro).

In die Gemeinwesenorientierte offene Jugendarbeit (ohne die GAME-Aktionen) hat die Stadt im vergangenen Jahr 117.025 Euro investiert. Vom Zollernalbkreis gab es einen Zuschuss in Höhe von rund 26.553 Euro und von den Gemeinden Nusplingen und Obernheim, die ebenfalls von der Arbeit des Diasporahauses profitieren, eine Kostenbeteiligung von 22.937 Euro. Meßstetten selbst schulterte also 67.534 (Vorjahr 58.069 Euro). Bei den Jugendräumen lagen die Ausgaben bei 15.322 Euro (plus von 1461 Euro). Die Ferienspiele kosteten die Stadt 22.269 Euro; 7595 Euro waren über Elternbeiträge abgedeckt. Die Kosten für Oster-, Pfingst- und Sommer-GAME 2023 sowie die Kosten für den Herbstzauber 2023 betrugen insgesamt 30.050 Euro; die Einnahmen aus Elternbeiträgen beliefen sich auf 10.625 Euro. (VB)