Sportzentrum Geißbühl: Gemeinderat stellt die mehrere Millionen schwere Hallensanierung zurück, möchte aber ein separates Funktionsgebäude realisieren

Die aus Bundeswehrzeiten stammende Mehrfeldsporthalle des Sportzentrums Geißbühl wird vorerst nicht saniert. Viel zu hoch sind die Kosten, welche die Stadtverwaltung Meßstetten für eine ordentliche Modernisierung schultern müsste. Gebaut werden soll hingegen ein separates Funktionsgebäude, das u.a. Umkleiden, Duschen, Toiletten und Lagerräume für die Außensportanlagen bereitstellt.

 

Die Fertigstellung des Sportzentrums Geißbühl mit einem Haushaltsansatz von 2,3 Millionen Euro ist auf der finalen Runde. Sobald das Wetter wieder mitspielt und die Temperaturen weit genug nach oben klettern, rücken die Bautrupps wieder an (wir berichteten mehrfach). Die Zeitschiene sieht vor, dass die großzügige Anlage noch im Sommer eingeweiht werden kann. 

Mittendrin zwischen Fußballplatz, Tartanbahn und dem Werferfeld auf dem einstigen Hubschrauber-Landeplatz steht ein Relikt aus ehemaligen Bundeswehrzeiten: die Mehrfeldsporthalle, Baujahr 1968 und heute planerisch als Gebäude 46 bezeichnet. Beim Meßstetter Ortsbegang im Juli 2023 machte sich der Gemeinderat ein Bild vom Zustand. Dabei wurde schnell klar, dass eine Sanierung angesagt wäre. Konsens herrschte damals zwischen Stadtverwaltung und den Gemeinderäten vor Ort, dass hier ein reiner Zweckbau fürs Training aber völlig ausreichend ist.

Ernüchterung nun am vergangenen Freitagabend in der Gemeinderatssitzung, als die Kostenschätzungen auf dem Tisch lagen. Die von Tobias Eisenbraun (Büro „Sportconcept“ aus Stuttgart) vorgestellte Machbarkeitsstudie zur Hallensanierung verschlingt viele Millionen Euro. Drei Varianten wurden im Gesamtkonzept herausgearbeitet: Die günstigste beläuft sich auf 5,21 Millionen Euro, die teuerste auf 7,97 Millionen Euro, dazwischen gibt es noch eine Lösung, die mit 6,99 Millionen Euro zu Buche schlagen würde.

Berücksichtigt sind in allen Varianten die Instandsetzung der Sporthalle sowie ein Funktionsgebäude, entweder als separater Neubau oder als Anbau an die Halle. Lang ist die Liste der zu berücksichtigenden Modernisierungsmaßnahmen für das über 55 Jahre alte Gebäude: Wärmedämmung der Außenwände, Ersatz der Dachkonstruktion, Austausch der Fenster und Fassadenelemente samt Türen, Ersatz der Heizungsanlage, Ersatz der mechanischen Lüftungsanlage der Sanitäreinheiten, Neuinstallation der elektrischen Anlagen, einschließlich Beleuchtung, Neuinstallation der Sanitär-, Wasser- und Abwassereinrichtungen, Ersatz von Innenwänden, Decke und Sportboden. Angedacht war ferner, die bestehende, aktuell nicht genutzte Galerieebene im Zuge der Sanierung zu einer Sportfläche (Aufwärmen/Kurse/Fitness) umzubauen. Architekt Tobias Eisenbraun brachte es in der öffentlichen Sitzung auf den Punkt: „Die Halle muss fast bis auf den Rohbau zurückgebaut und dann saniert werden.“ 

Das solitäre Funktionsgebäude soll zuvorderst Sanitäranlagen (Umkleiden und WC) sowie Lagerräume beherbergen, die für die künftigen Außenanlagen benötigt werden. Aber auch ein Schiedsrichterraum und ein Kiosk wären denkbar.

Selbst wenn die Stadt Meßstetten eine Kommune mit gesunden Finanzen und einem satten Sparbuch ist, so legte Bürgermeister Frank Schroft ob der Kosten für die Hallensanierung die Stirn in Falten und bremste in seinem Vorwort zur Diskussionsrunde ein. „Persönlich kann ich diese Modernisierung nicht verantworten vor dem Hintergrund anstehender Investitionen“, sagte der Schultes und verwies auf den beschlossenen Kindergartenanbau Bueloch, das neue Feuerwehrgerätehaus in Heinstetten und auf den Wasserturm, bei dem womöglich auch viel Geld in die Hand genommen werden müsste. Hinzu kämen Abführungen an den Landkreis, ob als normale Umlage oder für das Zentralklinikum oder die Regionalstadtbahn. „Wir sind zwar in einer komfortablen Finanz-Ausgangslage, dennoch sollten wir gut überlegen, was wir guten Gewissens beschließen können“, mahnte Schroft. 

Tatsächlich musste der Schultes den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten nicht sonderlich ins Gewissen reden. Viele meldeten sich zu Wort, mit identischem Tenor: Quer durch alle Fraktionen war man sich einig, dass diese Hallensanierung nicht gestemmt werden sollte. Alle Redner argumentierten mit einem verantwortungsvollen Blick in die Zukunft. Losgelöst war die Entscheidung überdies von möglichen Fördermitteln, die es – falls überhaupt – ohnehin nur dann geben wird, wenn die kostspieligeren Varianten auf der Basis „Qualitätssiegel nachhaltiges Bauen (QNG)“ gewählt würden.

Einigkeit herrschte im Gremium auch darüber, dass ein Funktionsgebäude zwingend ist, selbst wenn dieses – je nach Ausbaustandard – geschätzt rund zwei Millionen Euro kosten sollte. Schließlich bräuchte ein großes Sportzentrum mit modernen Außensportanlagen diese Räume. Forciert werden soll hier eine Lösung, die ein solitäres Gebäude (also kein Anbau) zwischen Fußballfeld und Werferfeld vorsieht; am südlichen Ende der bestehenden Mehrzweckhalle. 

Die Quintessenz aus der längeren Diskussion formulierte die CDU als Antrag, dem das Gremium einstimmig folgte. Dieser sieht vor, dass die Hallensanierung zurückgestellt wird und die Verwaltung die Planung eines Neubaus eines Funktionsgebäudes forciert. (VB)

Hintergrund: Ein großes Sportzentrum in Meßstetten ist ein Jahrhundertprojekt für die Stadt. Im wahrsten Wortsinne: Denn seit den 1970er-Jahren ist man auf der Suche nach einem geeigneten Standort und das Thema beschäftigte seither nicht weniger als vier Meßstetter Bürgermeister und mehrere Gemeinderats-Generationen. Fündig wurde man nach dem Abzug der Bundeswehr schließlich auf dem Geißbühl, wo viel Platz und bereits zahlreiche Sportanlagen zur Verfügung standen – allerdings in einem nicht guten Zustand. Zuvor hatten Stadtverwaltung und Gemeinderat in Zusammenarbeit mit Schulen, Sportvereinen und Seniorenverbänden das Sportentwicklungskonzept entwickelt. Nach langer planerischer Arbeit kam es schließlich im März 2023 zum Spatenstich für das „Sportzentrum Geißbühl“. Hier, im südwestlichen Bereich des einstigen Kasernengeländes und heutigen IIGP-Areals, entsteht ein modernes Stadion für Fußballer, Leichtathleten und den Schulsport. (VB)