Baumpflege in luftiger Höhe: Zwei große Autokräne helfen beim Entfernen alter Buchen

 

Eine nichtalltägliche Holzernte gab es dieser Tage an einem Steilhang in Meßstetten zu bestaunen. Mit Hilfe zweier großer Autokräne entfernten Forstfacharbeiter im steil aufragenden Gewann Brunnenhalde zwei Tage lang mehrere, zirka 100 Jahre alte Bäume, teilweise in luftiger Höhe. Die Sicherheitsmaßnahme schlägt mit bis zu 15.000 Euro zu Buche.

Schwindelfreiheit, Klettervermögen und außerordentliches Geschick mit der Motorsäge sind unabdingbar für den Baumpfleger, der schon zum x-ten Male im wahrsten Wortsinne in die Luft geht. Hinaufgezogen und wieder abgeseilt vom Autokran. Gut gesichert mit schweren Ketten und Seilen sind er und seine Mitstreiter – ein Spezialtrupp aus dem Raum Freiburg – an diesen unwirtlichen Apriltagen mit Schneeschauer und Kälte im Meßstetter Gewann Brunnenhalde im Einsatz. Je nach Größe und Standort der Buchen schwebt der Baumpfleger rund 20 bis 30 Meter über dem steilen Abhang, der oberhalb der Wohnhäuser im Lautlinger Tal mündet.

Gewappnet ist er mit einer großen Motorsäge, damit er die markierten Laubbäume, manches davon auch Eschen, in entsprechender Höhe kappen kann. Denn die meisten Bäume werden nicht komplett entnommen, sondern nur etwa auf halber Höhe abgesägt. Die abgetrennten Kronen, zuvor mit den Transportseilen „flugsicher“ fixiert, werden vom Autokran weiter nach oben gezogen, Richtung Wohngebiet geschwenkt und schließlich auf der schmalen Straße abgelegt. Der Baumpfleger klettert anschließend entweder selbst am verbliebenen Stamm nach unten oder wartet, bis ihn der Autokran mit seinen Zugseilen wieder „abholt“ und auf sicheren Boden zurück hievt. So geht es mehrere Stunden lang.

Waldnahe Bebauung als Problem

Ein spannendes Schauspiel – nicht nur für die Anwohner, sondern sogar für die Forstverantwortlichen. Klaus Richert, Leiter des Forstbereichs Albstadt der Unteren Forstbehörde im Landratsamt, sowie Meßstettens Revierförster Thomas Holl verfolgen die Arbeiten ebenfalls. So etwas gibt es schließlich nicht alle Tage, weder in Meßstetten noch im gesamten Revier, wie Klaus Richert sagt: „Es dürfte über 20 Jahre her sein, dass wir eine solche Aktion mit gleich zwei großen Autokränen letztmals hatten.“ Vor allem mit einem derartigen Giganten wie dem MK140-AT6: Bis zu 1700 Kilo kann dieser Megakran mit voll ausgefahrenem Arm von 60 Metern heben. Richert erklärt im Gespräch, dass eine derart waldnahe Wohnbebauung wie in dieser exponierten Lage mit steilem Abhang heute gar nicht mehr genehmigt würde. „30 Meter Abstand lautet die Vorschrift“, sagt der Forstexperte. Aber es ist nun einmal, wie es ist: Sicherheit hat Vorrang, auch wenn diese Forstmaßnahme mit den Autokränen gut und gerne zwischen 10.000 und 15.000 Euro kosten wird. „Genaues wissen wir, wenn abgerechnet ist“, erläutert Thomas Holl.

Der Meßstetter Revierförster geht auch näher darauf ein, warum man in der Brunnenhalde anrückte: Stürme der zurückliegenden Jahre haben großen Schaden angerichtet. Viele Buchen wurden angeschoben, entwurzelt oder sind abgerissen. Dadurch wurde auch die Funktionsfähigkeit des Geröll- und Steinfangzaunes oberhalb der „Oberen Talstraße“ beeinträchtigt. Damit nicht eines Tages Bäume vom Hang oberhalb auf die Häuser stürzen, wurde nun der „Bestand gepflegt“, wie Forstleute sagen. Und weiter im Fachjargon: „Ein Teil der Bäume wurde nur eingekürzt, um die Gefahr von Sturmwurf und Schneebruch zu minimieren“, sagt Thomas Holl. Dies würde den Buchen zwar weh tut, aber sie sterben nicht daran.

Mithilfe der Autokräne wurden die Buchen sicher aus dem steilen Gelände geholt. Auf dem Traufweg warteten bereits Forstarbeiter mit dem erst 2023 neu angeschafften Meßstetter Kombinationsrückeschlepper, um die Bäume weiter zu verarbeiteten. Die Stämme wurden entastet und schließlich bleiben am Ende von den über 100 Jahre alten Riesen nur kleine Hackschnitzel übrig. Dafür sollte die Gefahr an der Meßstetter Brunnenhalde für die nächsten 20 Jahre gebannt sein, wie die Forstleute schätzen. (VB)